Geschichte
Aus der Geschichte
Das Gebiet wo sich jetzt Zagersdorf befindet, war selbstverständlich schon viel früher besiedelt als dies schriftliche Quellen und Funde beweise können. Einen Anhaltspunkt; woraus sich das mit Bestimmtheit schließen läßt, bieten uns die Funde in den Nachbargemeinden Baumgarten und Draßburg, welche auf die Besiedlung des Gebietes in der jüngeren Steinzeit hinweisen.
Aus der dann folgenden Bronzezeit und besonders aus der jüngeren Eisenzeit, der sogenannten La-Tene-Zeit ist im „Großgebirge „(Goldberg – velikih vrh) der Fund (etwa 500 v.. Chr. bis zur römischen Eroberung) einer Bronzefibel zu verzeichnen.
Durch die im Jahr 1984/85 erfolgte Holzschlägerung im Zagersdorfer Urbarialwald wurde im Jahr 1985 dem Ausgrabungsteam um den Chefarchäologen des Burgenländischen Landesmuseums Dr. Karl KAUS ermöglicht, ein vor 50 Jahren bereits entdecktes Grab aus der Hallstattzeit (700 v. Chr. ) freizulegen.
Die Geschichte dieses Grabfundes ist recht interessant:
Bereits im Jahre 1934 hatte der damalige Klingenbacher Pfarrer Jagsich auf das Grab aufmerksam gemacht. Im Trubel der Vorkriegszeit unterblieben aber entsprechende Ausgrabungen. Erst gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, als der berühmt berüchtigte „Südost-Wall“ gebaut wurde, kam ein Teil des Grabes mehr oder weniger zufällig ans Tageslicht.
Zagersdorf – Älteste Weinbaugemeinde Burgenlands
Das Archäologenteam fand in einem dieser Grabhügel des Zagersdorfer Urbarialwaldes in einem Tongefäß die Rebkerne der Traubensorte „Vitis Fini Fera Vinifera“, die dem Grünen Sylvaner ähnlich ist.
Der Fund stammt aus der Hallstattzeit (700 v.Chr). Bei dem ältesten Beweis des Weinbaues im Burgenland handelt es sich um ein weißes Tröpferl, obwohl Zagersdorf als bekannte Rotweingemeinde gilt.
Am Fundort über den Hügelgräbern wurde ein 1000fach vergrößerter Weintraubenkern aufgestellt (gestaltet von Mag. Heinz Bruckschwaiger), der Zagersdorf als älteste Weinbaugemeinde dokumentieren soll.
Weintrinkgeschirr aus Keramik, drei halbe Rebkerne und Bronzeschmuck sind im Landesmuseum Eisenstadt ausgestellt. Die Hügelgräber im Zagerdorfer Urbarialwald sind als historische Weingedenkstätte gestaltet und unter Naturschutz gestellt.
Die Römerstraße von Scarbantia (Sopron-Ödenburg) nach Vindobona (Wien) ist bei Zagersdorf noch heute gut erhalten. Der antike Straßendamm war aus Erde, der man Kalkstaub zur Festigung beigemengt hatte, aufgeschüttet.
Anstelle der heutigen Kirche stand ein römisches Gebäude, Römergräber wurden bei Anlage des Fischteiches gefunden.
Eine Silbermünze des Kaisers Probus (276-282 n.Ch.), geprägt im Jahr 282 in Rom, stammt aus einem Weingarten am Goldberg (Großgebirg-velikih vrh)

So wurde das gesamt Alpengebiet, bis zur Donau hin, dem römischen Staatsverband eingegliedert. 1933 stieß man beim Anlegen von Teichen für die ehemalige Siegendorfer Zuckerfabrik (jetzt GZO) am Ostrand von Zagersdorf auf Mauerzüge von 5 römischen Skelettgräbern aus der 2. Hälfte des 3.Jh n Chr.
1934 konnten in diesem römische Siedlungsgebiet ein Brunnen, Keramik und zwei kleine Sandsteinaltärchen ohne Inschriftspuren aufgesammelt werden.
1527 war der Ort noch rein deutsch. In den Jahren 1529 und 1532 verwüsteten die Türken das Gebiet und zerstörten die Ortschaft. Im Jahre 1569 zählte man dann nur mehr 14 deutsche Lehensfamilien, aber gleichzeitig 42 neu angesiedelte kroatische Familien.
Der Name Zagersdorf selbst dürfte dem Namen eines Grundherren am Ende des Mittelalters nämlich dem Grafen Chak stammen. Aus einer Urkunde aus dem Jahre 1461 kennen wir den Ortsnamen Czogasdorff.
Nicht hundertprozentig erwiesen, aber doch wahrscheinlich ist, daß Zagersdorf – neben andere Ortschaften in der näheren Umgebung von Eisenstadt – im Verlauf der zweiten türkischen Angriffsfälle (1633) nahezu vollständig ausgebrannt wurde. Die Kurruzenkriege haben den Zagersdorfern eine Welle von Plünderungen beschert.
Der Krieg gegen die Franzosen (1809) hat ihnen unangenehme Belastungen gebracht. Neben einer Kontribution in der Höhe von 53.000 Gulden an die Franzosen mußten die Zagersdorfer den französischen Soldaten Unterkunft in ihren Häusern gewähren.
Dokumentarisch belegt ist die Tatsache, daß Zagersdorf jedenfalls seit 1569 eine eigene Pfarre war. Zwischenzeitlich wurde der Ort vom Antauer Pfarrer mitbetreut. Die röm. kath. Pfarrkirche ist die Jahrhunderte hindurch mehrmals renoviert worden.
Seit dem Jahr 1674 befand sich in diesem Ort eine von der Gemeinde erhaltene Volksschule.
Namen wie Georg Stanus aus Trausdorf oder Martin Dioschitz aus Kolhhof beweisen auch, daß die Lehrer hauptsächlich Kroaten waren und in kroatischer Sprache unterrichtet wurde.
Die Kontinuität des Kroatischunterrichtes, wenn auch phasenweise mit dem Deutschunterricht geteilt, wurde nur durch die Magyarisierung von 1877 bis zum Anschluß an Österreich 1921 unterbrochen.
Wirtschaft
Das Wirtschaftsleben hat sich im Rahmen der jahrhundertlangen Feudalrordnung und in Form der Naturalwirtschaft abgespielt.
Der Grund und Boden der vom einfachen (Zagersdorfer) Bauern bearbeitet wurde, gehörte dem jeweiligen Grundherrn, der auch den geistlichen Stand (Bischof) angehören konnte.
Als Gegenleistung hiefür mußte der Bauer dem einen Grundherrn einen Teil seiner Produkte wie Hühner, Eier, Käse und dergleichen, dem anderen einen Teil der Ernte oder Lese abliefern. Daneben mußte der Bauer in beiden Fällen erhebliche Arbeitsleistungen (Robot) erbringen.
Neben Weinwirtschaft und Getreideanbau trug auch die Viehzucht zum Lebensunterhalt der Bauern bei. In ihren Ställen und auf den Weiden fanden sich Schweine, Rinder, Pferde und Hühner.
Daneben trieben sie auch Handel. So kamen die Zagersdorfer Bauern als Händler mit ihren eignen Produkten wie z.B. Wein, Eier, Getreide und Vieh bis nach Mariazell, mit Holz bis nach Wien.
Erwähnenswert ist die Tatsache, daß noch im Jahr 1934 73 % der Zagersdorfer in der Landwirtschaft beschäftigt waren. Bis heute hat sich dieser Prozentsatz erheblich verringert.
„KLEINSCHWEIZ“
In der Nachkriegszeit (1922) führte die Not aber vor allem die gute Verdienstquelle der Bewohner zum Schmuggelbetrieb. Ganze Rinderherden wurden über die Grenze getrieben. Die „Großen“ machten es sogar im Einvernehmen mit der Grenzpolizei.
In den Gasthäusern von Zagersdorf war ständig Hochbetrieb. Der Wirt briet Gänse, Enten und anderes Geflügel für die Wohlhabenden, die sogar ganze Nächte zechten und spielten. Manche verloren oft große Summe Geld oder sogar Vieh.
90 % der Ortsbewohner schmuggelten und belächelten diejenigen, die es nicht taten. Große Summen Geld befanden sich unter den Einwohnern, die in Saus und Braus lebten, ja sogar das Geld förmlich auf die Straße warfen.
Diese Leute selbst verglichen ihre wohlhabende Gemeinde mit der Schweiz und prägten für Zagersdorf den Namen „Kleinschweiz“. Auch verlangte man im Autobus eine Fahrkarte nach „Kleinschweiz“, ohne daß der Wagenlenker verwundert lächelte.
Nach 1924 löste sich dieser Großschmuggelbetrieb mehr oder minder auf. In den Jahren 1921 bis 1938 ist in Zagersdorf Wegebautätigkeit zu verzeichnen.
1928 erfolgte die Elektrifizierung der Gemeinde. In den Jahren 1933 und 1934 wurde die Straße im Ort und 1937 der Teil außerhalb Zagersdorf bis Draßburg gebaut.
Im Jahr 1939 und später mußten viele junge Männer zur deutschen Wehrmacht einrücken. 55 kamen nicht mehr zurück.
Lage des Ortes
Der Hotter der Gemeinde Zagersdorf weist eine Größe von 7.3 qkm auf.
Aufgrund der Volkszählung 2001 weist Zagersdorf 900 Einwohner auf. Die Hottergrenze läuft entlang der ungarischen Grenze und liegt zwischen den Gemeindegebieten von Siegendorf, Klingenbach, Wulkaprodersdorf, Antau, Draßburg und Baumgarten.
Das Gemeindegebiet von Zagersdorf gehört geologisch bereits zur Ödenburger Bucht des Eisenstädter Beckens.
Das Gemeindegebiet wird fast zur Gänze von sarmatischen Schichten aufgebaut, die sandig tonig entwickelt, aber stratiggrafisch noch nicht näher untersucht sind. Hydrogeologisch liegt das Gebiet nicht ungünstig. Das Sarmat enthält besonders im tiefen Teil wasserführende Kieshorizonte, die durch Bohrungen erschlossen werden könnten.
Zagersdorf durchfließt der Nodbach, der im Ortgebiet in den sechziger Jahren reguliert wurde.
Bildung und Kultur
Im Jahr 1882 besuchten 128 Schüler die einklassige Volksschule. Da die Schülerzahl zu hoch war, beschloß der römisch-katholische Schulstuhl 1906 eine zweite Klasse, sowie die Wohnung des Lehrers zu bauen. Noch vor der Errichtung des zweiten Klassenraumes war man bestrebt, eine zweite Lehrstelle zu systemisieren. Die Vorläufige Besetzung wurde für den 1.11.1906 vorgesehen. Die Systemisierung der dritten Lehrstelle erfolge am 1.9.1932.
Im Jahr 1945 gingen in Folge der Kriegswirren alle Amtsbücher verloren. Alles mußte neu angeschafft werden. Als nach dem Jahr 1945 und 1946 wieder geordnete Schulverhältnisse eintraten, ging man daran, Lehrerarbeitsgemeinschaften einzuberufen.
Mehrer Schulen wurden in Sprengel zusammengefaßt. Zagersdorf gehörte zum Sprengel 6 des Bezirkes Eisenstadt. Diesem Sprengel gehörten die Volksschulen Siegendorf, Wulkaprodersdorf, Trausdorf a.d. Wulka, Klingenbach und Zagersdorf an.
Im Schuljahr 1970 wurde die Oberstufe aufgelöst und die Volksschule Zagersdorf wurde wieder zweiklassig.
Im Zusammenhang mit dem Neubau der Siegendorfer Hauptschule der mit Schulbeginn 1975/76 fertiggestellt wurde, hat der Gemeinderat von Siegendorf in der Sitzung vom 31. Jänner 1975 beschlossen, die Volksschule Zagersdorf aufzulösen.
Obwohl Zagersdorf von 1971 bis zum 1.1.1992 mit der Gemeinde Siegendorf zusammengelegt war, bewiesen die Bewohner dieses Ortes durch ein reges Vereinsleben ihren Willen zu Eigenständigkeit.
So wurden in dieser Zeit zwei Sportanlagen, nämlich der Sportplatz und der Tennisplatz neu errichtet.
Auch zwei für das kulturelle Leben wichtige Vereine, nämlich die Tamburizza Zagersdorf
Und auch die wurden in dieser Zeit ins Leben gerufen.
Gemeinsam mit dem in den achtziger Jahren gegründeten Zagersdorfer Kirchenchor bilden diese 3 Vereinigungen die Hauptpfeiler des kulturellen Lebens der Gemeinde.
Diese Gruppen sind gemeinsam mit der röm. kath.Pfarrkirche auch ein wesentlicher Faktor für den Erhalt der kroatischen Sprache und Kultur in Zagersdorf.
Unzählige Auftritte der Tamburizza Zagersdorf, des Kirchenchors und die alljährlichen Aufführungen der Theatergruppe Zagersdorf sind gemeinsam mit den berühmten Zagersdorfer Weinen insbesonders dem Zagersdorfer Rotwein (Blaufränkisch) eine im In- und Ausland begehrte „Visitenkarte“
Weinbau in Zagersdorf
Der Weinbauverein Zagersdorf hat gemeinsam mit den Weinbauern den in den letzten Jahren notwendigen Strukturwandel mitvollzogen und ihre Produktion von Massen- auf Qualitätsweinproduktion umgestellt.
So hat der Weinbauverein Zagersdorf den ersten österreichischen zweisprachigen (deutsch/kroatisch) Weinwanderweg, der sich in einer Länge von 3,5 km durch die Weingärten schlängelt, errichtet.
Mit geschmackvoll bemalten Tafeln (35 Exponaten –Tafeln und Schaukästen) wird die jahrhundertelange Tradition des Weinbaues in Zagersdorf dokumentiert. Hier lernt man die „Werkstatt des Winzers“ in einer freien und zum Teil unberührten Natur näher kennen. Für Wanderer wurden Raststationen, für Familien Kinderspielplätze errichtet.
Für den Wanderfreund wären vor allem die verschiedenen Bildstöcke in Form von Gedenksäulen zu erwähnen.
Auch die röm. katholische Pfarrkirche, die dem Ortspatron H. Johannes dem Täufer geweiht, ist seit ihrer Renovierung ein besonderer Anziehungspunkt.
Zagersdorf hat seine ursprüngliche Siedlungsstruktur größtenteils bewahrt, die historische Bausubstanz ging aber durch die Modernisierung weitgehend verloren. Dennoch erwiesen sich viele ZagersdorferInnen als sehr traditionsbewußt, wenn es gilt Brauchtum oder die kroatische Muttersprache zu bewahren.